1473 - 2000

527 Jahre Schießsport in Scheinfeld

Die verschiedenen Urkunden und Briefe können Sie gerne bei uns im Schützenhaus besichtigen.

In der 1977 erschienenen Festschrift zur Fahnenweihe des Schützenvereins Scheinfeld wurde in einem Beitrag die geschichtliche Entwicklung des Vereins dargestellt. Nach den uns damals vorliegenden Unterlagen mussten wir lediglich davon ausgehen, dass der Verein schon vor dem Jahre 1912 bestand, denn in der von Max Bernhard Schwab im Jahre 1912 erarbeitenden Geschichte der Stadt und Pfarrei Scheinfeld wird unter den geselligen Vereinen von Scheinfeld eine Schützengesellschaft Scheinfeld erwähnt, Urkunden, Belege und andere Nachweise aus früheren Jahren konnten nicht gefunden werden. Durch Zufall erfuhren wir von einem befreundeten Schützenverein, dass das Stadtarchiv Ansbach einen Ladebrief besitze, den der "obbemelter Raht gemeines Städtleins" Scheinfeld am 28. April 1623 unter anderem auch an den Bürgermeister und Rat und an die Schützen von Ansbach sandte. In diesem Brief lädt Scheinfeld en zu einem "freundnachbarlichen Gesellenschiessen auß gnädiger zulaß und bewilligung Ihrer Gräfl: Escellents daß Hochwolgebornen Herrns zu Hohen-Landsberg und Muraw/a. der Röm: Kayserl: auch Königl: Mayestäten zu Hungern und Böheim/a. Raths und Cammerers..." Dieses Freundschaftsschießen sollte bereits zwei Jahre vorher stattfinden, musste aber wegen "der so gleich damaln eingefallener Durchzüge unterschiedlichen Kriegsarmeen" verschoben werden.

Die Scheinfelder Schützenbrüder und - schwestern waren erfreut, dass ihr Verein schon eine so lange Tradition hat und der Schießsport in Scheinfeld schon viele Jahre gepflegt wurde. Noch größere Freude aber herrschte im Jahre 1984 im Schützenverein, als in einer von Rainer H. Loesch verfassten Aufstellung, die aus Anlass des 100-jährigen Bestehens des Mittelfränkischen Schützen bundes in einer Festschrift erschien, neben anderen Freundschaftsschießen auch ein solches zwischen Scheinfeld und Kitzingen im Jahre 1473 erwähnt wurde. In dieser Urkunde vom 8. Juni 1473 lädt Sigmund Freiherr zu Schwarzenberg und Hohenlandsberg zu einem Schießen nach "markt Scheynfelt" ein, um "mit unserem gnedigen herrn Markgraven Albrechten Curfirsten die kurzweyl des schiessens zu pflegen".

Sigmund Freiherr zu Schwarzenberg war der zweite Sohn des Erkinger von Seinsheim, Stammvater des Fürstengeschlechts Schwarzenberg. Mit seinem älteren Bruder Johann teilte Freiherr Sigmund sich zunächst das Erbe, wurde nach dem Tod seines Bruders Johann 1460 Herr der beiden Schlösser Schwarzenberg und Hohenlandsberg. Den genannten Ladebrief unterzeichnete Sigmund Freiherr zu Schwarzenberg als Brandenburgischer Amtmann zu Neustadt an der Aisch. Im Jahre 1492 war Freiherr Sigmund Brandenburgischer Rat und Hofmeister und wurde 1495 von der Reichsstadt Windsheim als ihr Oberrichter gewählt.

Es kann somit angenommen werden, dass die Ursprünge des Schießsports in Scheinfeld eng mit der Herrschaft Schwarzenberg zusammenhängen und dort ihren Ursprung erhielten.

Ein weiterer Ladebrief, der dem Schützenverein in Kopie vorliegt, stammt aus dem Jahre 1565. In diesem Schreiben vom 22. August 1565 laden "Bürgermeister, Rat, auch Schoßmeister und Schiessgesellen" von Scheinfeld und weitere fränkische Orte und Städte nach Kitzingen ein. Dieses Freundschaftsschießen wurde zu Ehren des Landesfürsten und Herrn Georg Friedrich, Markgraf zu Brandenburg und Herzog in Schlesien am "Sonntag nach Nativitatas Mariae, den 9. September" veranstaltet. Dazu wurde sogar der hochwürdige Fürst und Herr Friedrich, Bischof zu Würzburg und Herzog zu Franken, eingeladen. Beide Fürsten, Markgraf Georg Friedrich und Fürstbischof Friedrich gaben dem Fest in Kitzingen die Ehre und schossen selbst mit. Zu diesem Armbrustschießen kamen auch Graf Konrad zu Castell und Abt Leonhard zu Ebrach.

Auch Scheinfeld lud zu einem damals sehr beliebten Freundschaftsschießen ein und hatte selbst bis Nürnberg freundschaftliche Verbindungen zu Schützen. Das Archiv des Hauptschützengesellschaft Nürnberg besitzt eine Urkunde aus dem Jahre 1621, die Scheinfeld nach Nürnberg schickte. In diesem Schreiben wird ein geplantes Schießen mit Nürnberg verschoben, "so wohl wegen deß widerverhoffen eingefalnen Herbsts: als der noch umb Nürnberg und Fürth herumb ligenden Bayrischen Kriegs Armada (welche, wo sy hinaus will man noch aigentlich nit wissen) auf negstkhunftigen Sontag, das ist den 24. Oktobris". Dieser Brief erwähnt auch die Preise des Hauptschießens. Danach wurde ein Ochse "zum besten" gegeben - dazu noch en lebendiges Schwein. Für das Nachschießen standen ein "Bockh, Schaf, indianischer Han, Ganß, Cappaun, Endten, Hennen, bahr Dauben und ein Klupp Vögel" als Preise zur Verfügung. Die genannten Tiere waren auf die zu treffenden Scheiben gemalt, sofern ein Schütze nach fünf Tragschüssen traf, erhielt er den Preis. Auch für die Meistbeteiligung von Schützen aus einem Ort wurde ein Preis zur Verfügung gestellt. Bereits zwei Jahre später, am 28. April 1623, lud in einem bereits erwähnten Ladebrief der Rat des Städtllein Scheinfeld nach Bewilligung des Grafen Georg Ludwig zu Schwarzenberg und Herr zu Hohenlandsberg und Murau etc. unter anderem auch Ansbacher Schützen zu einem Gesellenschießen nach Scheinfeld ein. In diesem Ladebrief werden ausführlichst die organisatorische Durchführung des Schießens, der genaue Zeitablauf und die zu gewinnenden Preise beschrieben. Die Schießaufsicht und das Schießgericht bestand aus den sogenannten Siebenern, die sich aus vier Mitgliedern fremder Schützen, aus den Offizieren des Schlosses Schwarzenberg und aus vier Mitgliedern der Bürgerschaft zusammensetzte. Graf Georg Ludwig stiftete selbst als Preisgeld 20 Reichstaler, die Stadt Scheinfeld gab 10 Reichstaler und eine Hirschhaut. Das "freundnachbarliche Gesellenschiessen" sollte bereits 1621 in Scheinfeld stattfinden, musste aus den schon genannten Gründen jedoch um zwei Jahre verschoben werden und wurde schließlich dann "Sonntags den Achten Junii Alten und Achtzehnden Junii Neuen Calenders auf deß Schloß Schwartzenberg ordinari Schießstatt" durchgeführt.

Graf Georg Ludwig zu Schwrzenberg ( * 24.12.1586,+ 22.7.1646 ) schien ein großer Förderer und Gönner des Schießspurts gewesen zu sein, denn im Jahre 1626 lud er am 15.Juli zu einem Büchsenschießen auf das ,,Gräfliche Stammhauß zu Schloß Schwarzenberg in Franken, Orths Staigerwaldts'' ein.Die dafür vorliegende Kopie des Ladebriefs an die Stadt Nürnberg bat die Schützen zu einem Gesellenschießen, das am 13.( alter Kalender ) Bzw .23.( neuer Kalender ) August um 8 Uhr begann. Gescossen wurde um einen ,, feisten wolgemesten Ochsen Fünfftzig Gülden werth'' . In dieser Urkunde werdenebenfalls der Ablauf der Schießtage; die Geldeinsätze der Schützen und die zu erringenden Preise genauestens beschrieben. Sehr viel Wert wurde in der Einladung auf den ehrlichen und ritterlichen Schießwettkampf gelegt. Dabei erscheint der Hinweis bedeutsam, dass bei Schießwettkämpfen in anderen Ortenhäufig ,, privat Nutz und Vortheil '' gesucht wurden. InSchwarzenberg soll deshalb ein gutes Beispiel des ehrlichenKräftemessens im Schießen gezeigt werden. Auch solle bei Strafe durch die Siebner des ,, Zanken, Hadern, Fluchen, Schwören und Gotteslästern ''verboten sein.

Für die weitere Entwicklung des Schießsports in Scheinfeld und Schwarzenberg bis zum Ersten Weltkrieg liegen uns keinerlei Unterlagen und Hinweise vor.

Erst in der von Max Bernhard Schwab verfassten Scheinfelder Chronik, die im Jahre 1912 erschien, wird, eine Schützengesellschaft Scheinfeld erwähnt, deren erster Vorsitzender der Bezirksarzt Dr. Hertel war. In den Kriegsjahren ruhte der Schützenverein Scheinfeld.

Nach Aufzeichnungen in einer im Verein vorhandenen Schießkladde fanden sich im Jahre 1927 auf Anregung des Metzgermeister Friedrich Mergenthaler 24 Männer zusammen, um den Schießsport auszuüben. Schließlich wurde der Schützenverein ein Jahr später am 28.2.1928 mit der Wahl einer Vorstandschaft offiziell wieder gegründet. Gewählt wurden damals als 1. Vorstand Friedrich Mergenthaler, als 1. Schützenmeister Ottmar Riedele, 2. Schützenmeister Josef Zechmeister und als Schriftführer und Kassier Wilhelm Eigentaler. Der wieder gegründete Verein entwickelte sich prächtig und wurde auch deshalb im Jahre 1933 mit der Organisation und Durchführung des Bundesschießens des Main- Steigerwald- Gaues betraut. Zwischenzeitlich fungierte Lorenz Brünner als erster Vorstand des Vereins. Dieser und seine Schützen hatten das Bundesschießen vorbildlich organisiert und vorbereitet.

In den folgenden Jahren sahen die Schützen ihre Hauptaufgabe darin, den vorhandenen Schießstand zu erweitern und zu verbessern. Es wurden vor allem Vorbereitungen für die Errichtung eines Kleinkaliberstandes getroffen. Der Ausbruch des 2. Weltkrieges verhinderte leider die Erreichung dieses Zieles. Im Jahre 1940 wurden 25 Schützen aus Scheinfeld zur Wehrmacht eingezogen, von 1943 bis 1950 ruhte der Schützenverein.

Am 3. August 1951 konnte durch Initiative von Lorenz Brünner der Verein wieder gegründet werden. Es traten in diesem Jahr bereits 48 Schützen bei, die sofort daran gingen, den Schießstand im "Schwarzenberger Bräustüble" herzurichten. Durch den Kauf von sechs neuen Schießständen und drei Luftgewehren wurden die äußeren Voraussetzungen für ein reges schießsportliches Vereinsleben geschaffen.

In den folgenden Jahren trat im Vereinsleben ein gewisser Stillstand ein, da mehrere Mitglieder aus Scheinfeld wegzogen. Erst im Jahre 1968 wurde der Schießsport in Scheinfeld wieder belebt, als nämlich Hans Lindner das Schützenmeisteramt übernahm. Schützenmeister Hans Lindner sah die Ziele seiner Arbeit im Verein in der Schaffung eines eigenen Schützenhauses, in der Mitgliederwerbung und in der Durchführung attraktiver Schießveranstaltungen. Der Verein konnte sich im Gebäudekomplex der Baufirma Lindner ein eigenes Schützenheim mit ausreichender Anzahl von Schießständen ausbauen. Im Mai 1976 richtete der Schützenverein als 25-jähriges Jubiläumsschießen das Gauschießen des Schützengaues Uffenheim aus, zu dem Hans Lindner eine Halle seines Betriebes als Schießstand und Festhalle zur Verfügung stellte. Hans Lindner war es aber auch ein Anliegen, die Geselligkeit im Verein zu pflegen. So wurden neben den verschiedenen Schießveranstaltungen wie Königsschießen, Vereinsmeisterschaft, Dreikönigs-und Frühlingsschießen auch Grillfeste, Ausflüge, Weihnachts- und Nikolausfeiern und Faschingsabende durchgeführt, die den Mitgliedern mit ihren Familien Entspannung und Erholung von den Sorgen des Alltags ermöglichten. Hans Lindner arbeitete auch in der Gauvorstandschaft des Schützengaues Uffenheim mit und blieb dem Schießsport bis zum heutigen Tag ein großer Gönner und Förderer. So war es für ihn nahezu eine Selbstverständlichkeit, dem Schützenverein Scheinfeld eine neue Fahne zu schenken, da eine frühere Fahne in den Wirren des Weltkrieges verschwunden war. In einem großartigen Fest der Fahnenweihe am 4. und 5. Juni 1977 wurde dieses Ereignis gebührend gefeiert.


Für seine Verdienste um den Schießsport wurde Hans Lindner mit vielen Schützenauszeichnungen und mit der Ehrenschützenmeisterwürde des Vereins geehrt. Ein besonderes Anliegen für Lindner war die freundschaftliche Verbindung zu unserem Patenverein, der Königlich Privilegierten Schützengesellschaft Bad Windsheim, die uns in vielfältiger Weise unterstützte. Das vordringliche Ziel von Hans Lindner, den Bau eines eigenen Schützenhauses konnte er jedoch nicht verwirklichen, da die Vorstandschaft nicht dazu bereit war. Sie argumentierte damals, dass der Verein im Gebäude der Firma Lindacher ausreichend untergebracht sei und die Mittel und Möglichkeiten eines solch kleinen Vereins nicht ausreichen, ein eigenes Schützenhaus zu bauen und zu unterhalten.

Als jedoch Dieter Richter im Jahre 1990 das Schützenmeisteramt von Hans Lindner übernahm und 1992 in den Besitzverhältnissen des bisherigen Schützenheimes eine Änderung eintrat, stellte sich die Frage nach einem eigenen Schützenhaus erneut.

So hat im Jahre 1993 die Stadt Scheinfeld auf Bereitstellung eines Baugrundstückes im Erbbaurecht zugestimmt. Mit Unterstützung des Ehrenschützenmeisters Hans Lindner gingen 1. Schützenmeister Dieter Richter, 2. Schützenmeister Gerhard Schröter und die Vorstandschaft an die Planung und Finanzierung des Schützenhausbaues heran, so dass 1995 des Bauantrag eingereicht werden konnte.

Durch Verzögerung werden des Einspruchs eines Anliegers im Baugenehmigungsverfahrens konnte erst am 1. Mai 1997 die Grundsteinlegung des Schützenhauses erfolgen.

Wenn heute das ersehnte Ziel, die Fertigstellung eines vereinseigenen Schützenhauses erreicht werden konnte, stehen dahinter ein nicht zu beschreibender Idealismus und Optimismus. Dies gilt nicht nur für Schützenmeister Dieter Richter, der mit Mut und Tatkraft an dieses großartige Werk ging und neben der Bauleitung und Organisation die Mitglieder immer wieder motivierte und zur freiwilligen Arbeit anspornte.

Es gilt auch vor allem für tausende von Arbeitsstunden der Mitglieder, die ihre Arbeitskraft bei Einsätzen in der Freizeit und im Urlaub einbrachten und in der Tatsache, dass sich darüber hinaus auch eine vorbildliche Schützenkameradschaft weiterentwickelte.


Die Schützen besitzen jetzt ein Heim, das vielfältige Möglichkeiten bietet, Schießsportarten auszuüben und die Geselligkeit zu pflegen.